Bereit für ein neues Leben im Ostallgäu

Die angehenden Pflegeauszubildenden in den Senioreneinrichtungen des BRK Kreisverband Ostallgäu bereiten sich derzeit in Füssen auf die Deutschprüfung vor. Von links: Matthias Stroeher (Einrichtungsleitung St. Michael), Birgit Wastl (Bundesagentur für Arbeit), Jamile Dos Santos Cabus, Veronica Lominchar Hernandez,  Yeslin Florian Cueva, Vasiliki Vrouchaki, Mauricio Alzate Beltran, Maria Elena Rubio Rubio, Jaquelin Raymundo Rico, Adriana Francu, Dr. Eve Förschl (Lehrerin Deutsche Angestellten-Akademie Füssen), Ralf Skoog (BRK Sachgebietsleitung Personal) und Andreas Vogel (Einrichtungsleitung St. Martin).

Rotes Kreuz Ostallgäu bildet internationale Pflegekräfte aus

Eines haben alle acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Deutschkurses im Magnuspark in Füssen gemeinsam: Sie wollen die Sprache lernen und sind auf dem besten Weg, im Juli das Sprachlevel B1 zu erreichen. Denn das benötigen sie für den nächsten Schritt, die Ausbildung zur Pflegehelferin oder zum Pflegehelfer in den BRK Senioreneinrichtungen in Füssen und Marktoberdorf.

Sieben der angehenden Pflegerinnen und Pfleger beim Roten Kreuz kommen aus Spanien, eine aus Griechenland. Doch für die meisten ist das nicht ihre erste Lebensstation. Ihre Familien leben in Mexiko, Salvador, Brasilien, Peru, Kolumbien oder Rumänien. Sie kamen nach Spanien, um dort in der Pflege zu arbeiten. Doch der iberische Arbeitsmarkt biete kaum Perspektiven, sagt Mauricio Alzate.

Wechsel zwischen Sprachkurs und Praktikum hilft

„In spanischen Senioreneinrichtungen musste ich ganz viele Menschen in kurzer Zeit versorgen. In Deutschland sind die Hilfsmittel und die Zeit für die Pflege der Bewohner viel besser“, so der Eindruck der jungen Leute nach ihrem ersten Praktikumsblock. Vier Wochen halfen sie in den Häusern St. Martin und St. Michael in Füssen sowie im Clemens-Kessler-Haus in Marktoberdorf. Dabei verflüchtigte sich die Sorge von Yeslin Florian rasch, dass sie während der Arbeit das im Deutschkurs Erlernte vergisst. „Die Kombination von Unterricht und Arbeitswelt hat sich gut bei mir ausgewirkt.“ Und Adriana Francu ergänzt: Mir hat es sehr geholfen, dass ich mit den Kollegen und Bewohnern Deutsch sprechen musste.

„Wir bilden in der Pflege seit vielen Jahren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Ausland aus“, sagt Ralf Skoog, Sachgebietsleiter Personal beim Roten Kreuz und hat damit schon gute Erfahrungen gemacht. Wichtig seien dabei die richtigen Partner. Diesen hat Skoog in der Bundesagentur für Arbeit. „Wir bieten mit dem Internationalen Personalservice (IPS) eine Plattform, geeignete Kandidatinnen und Kandidaten aus dem europäischen oder außereuropäischen Ausland zu gewinnen“, so Birgit Wastl von der Bundesagentur für Arbeit in Marktoberdorf. Neben der Vermittlung der Personen trage die Agentur die Fahrtkosten, den Aufwand für den Sprachlehrgang und gewähre einen Arbeitsentgeltzuschuss. Wastl wünscht sich für das IPS-Programm in Zukunft noch weitere Partner.

„Wir erstellen im Vorfeld Auswahlkriterien und führen mit den passenden Interessentinnen und Interessenten erste Online-Gespräche“, erläutert Skoog das Vorgehen. Danach lernen die in Frage kommenden Bewerberinnen und Bewerber während eines zweitägigen Aufenthaltes die Senioreneinrichtungen des BRK und das Ostallgäu kennen, „damit jedem klar ist, auf was er sich einlässt.“ Wenn alles passt, schließen die jungen Leute einen Arbeits- und einen Ausbildungsvertrag über viereinhalb Jahre mit dem Roten Kreuz ab. Dieser beinhaltet im ersten halben Jahr den Sprachkurs und Praktika in den Einrichtungen, bevor zum 1. September die Ausbildung zum Pflegehelfer beginnt.

Sprache und Empathie für Menschen

Für Einrichtungsleitung Andreas Vogel vom Haus St. Martin in Füssen ist es ein wichtiger Baustein, die Personalsituation zu sichern: „Die Sprache zu können ist das eine, aber Empathie für Menschen kann man nicht lernen, die muss man in sich tragen.“ Oliver Raul Martinez freut sich, dass die jungen Leute richtig motiviert sind, die Sprache zu lernen und auch schon erste Kontakte zu den Mitarbeitenden aufbauen. Er kam vor rund zehn Jahren aus Spanien alleine nach Füssen, um im Haus St. Martin seine Pflegausbildung zu beginnen. Heute ist er examinierter Pflegefachmann, bildet sich derzeit zur Wohnbereichsleitung fort und engagiert sich bei der Integration der acht Neuankömmlinge.

Viel Erfahrung mit internationalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat auch Matthias Stroeher, Einrichtungsleitung im Haus St. Michael. Für ihn ist Oliver Raul Martinez ein gutes Beispiel für gelungenes Ankommen. „Wenn man wie bei ihm das Allgäuerische heraushört, dann weiß man, sie haben es geschafft.“ Deutschlehrerin Dr. Eve Förschl von der Deutschen Angestellten-Akademie Füssen ist schon jetzt stolz auf ihre erwachsenen Schülerinnen und Schüler. „Da alle acht einen ähnlichen kulturellen Hintergrund haben ist die Gruppe homogen und im Unterricht sehr motiviert“, findet sie. Birgit Wastl und Matthias Stroeher sind sich in einem einig: Wenn das Sprachlevel B1 beherrscht wird, dann werden die angehenden Pflegekräfte die Ausbildung in Deutschland und ihre Integration schaffen. „Wir erleben in der Arbeitswelt das, was in Europa insgesamt passiert, eine Durchmischung“, sagt Ralf Skoog.

Zurück

Zurück