BRK Gulielminetti-Haus: Auf die Stimmung im Haus kommt es an

PAIR-Schulung für Mitarbeitende

Bilder: Marketingagentur Tenambergen

Jeder hat einmal einen schlechten Tag und ärgert sich über etwas. Das ist ganz normal. Und nicht immer gelingt es dabei den Frust zu unterdrücken, wenn die Realität nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. „Ärger, Wut und Aggression dienen dazu, die eigenen Bedürfnisse durchzusetzen“, erklärt Eva Knapek, PAIR-Trainerin an der Akademie der Bezirkskliniken Schwaben.

Was kann man dem entgegen setzen, ohne dass sich das Gespräch zuspitzt oder gar eine gewaltgeladene Situation entsteht? „Im beruflichen Alltag damit kompetent umzugehen, ist ein Prozess, der immer wieder reflektiert, durchgespielt und geübt werden muss“, ist Renate Dauner, Einrichtungsleitung im Gulielminetti Seniorenwohn- und Pflegeheim überzeugt.

Fünfzehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nahmen kürzlich das Angebot des zweitätigen PAIR-Seminars der externen PAIR-Trainerin im Gulielminetti-Haus wahr. Sie kamen aus allen Bereichen des Hauses, angefangen von der Pflege über die Ergotherapie, die Soziale Betreuung, die Hauswirtschaft bis hin zur Hausmeisterei. „Überall können Stresssituationen entstehen“, ist sich Renate Dauner bewusst.

„Ein Bewohner beschwert sich über das Essen“, beschrieb Carmen Todisco, stellvertretende Hauswirtschaftsleitung, während eines praktischen Rollenspiels eine Situation aus ihrem Alltag. „Bleiben sie entspannt und beobachten sie ihr Gegenüber, anstatt sein Anliegen gleich zu bewerten“, erklärte Eva Knapek den ersten Schritt. „So können sie Empfindungen des anderen wie beispielsweise Hunger, Wut oder enttäuschte Erwartungen wahrnehmen.“ Indem man dessen Gefühle im Gespräch benenne, entstehe eine Verbindung zum Gegenüber. Dieser sieht sich ernst genommen. „Zeigen sie im nächsten Schritt Verständnis für seine Bedürfnisse.“ In den meisten Fällen ist so die Spannung aus der Situation genommen und es lassen sich Lösungen für das Problem finden, so Knapek.

Pflegedienstleiter Daniel Kahl sieht sich durch das Seminar bestätigt. „Wir haben durch unsere Ausbildung und unsere langjährige Erfahrung sehr viel Wissen über den Umgang mit Aggression und Gewalt.“ Allerdings gelinge es einem im Alltag, wenn man gerade viel um die Ohren habe, nicht immer, das auch abzurufen. „In den zwei Tagen haben wir vieles wieder in Erinnerung gerufen und durch Rollenspiele eingeübt und vertieft“, ergänzt seine Stellvertreterin Sabrina Haltenberger. „Im Tun bleibt mehr hängen“, bestätigt auch Gabi Friedrich, Leitung der Ergotherapie.

„Man muss dieses Thema immer wieder von neuen Seiten behandeln“, stellt Renate Dauner fest. Zusätzlich zum vermittelten Wissen wurde für sie bei den Praxisbeispielen der Kolleginnen und Kollegen einmal mehr sichtbar, was ihr Team tagtäglich alles leistet. „Es macht mich selber stark zu sehen, wie die Mitarbeitenden zusammenhalten und gemeinsame Lösungen finden.“ „Diese Stimmung spürt man im Haus“, bestätigt Eva Knapek am Ende der zwei Seminartage. Für sie fängt Gewalt- und Aggressionsprävention bereits mit der Grundhaltung in einer Einrichtung an. Angefangen bei den Leitungskräften, denen das Thema wichtig ist, bis hin zum Umgang der Kollegen untereinander sowie der Achtsamkeit gegenüber den Bedürfnissen der Bewohner und Angehörigen. Das sieht auch Renate Dantinger, Sachgebietsleitung Pflege und Soziales beim Kreisverband Ostallgäu, so: „ Die PAIR-Schulung bieten wir ebenfalls in unseren weiteren Rotkreuz-Einrichtungen an.“

Info-Box

Das PAIR-Deeskalationstraining wurde 2005 vom ‚Arbeitskreis zur Prävention von Zwang und Gewalt in der Psychiatrie‘ entwickelt, um Aggression, Gewalt und Eskalationen zu minimieren und einen besseren gemeinsamen Umgang von Mitarbeitern und Patienten zu erreichen. Die Akademie der Bezirkskliniken Schwaben ist maßgeblich an der Entwicklung von PAIR beteiligt. Das PAIR-Programm wird ständig evaluiert und befindet sich in einem kontinuierlichen Entwicklungsprozess. Weitere Informationen unter www.akademie-bks.de.

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