Gulielminietti Seniorenheim: Lernen durch Engagement - Dankeschön der Schülerinnen an die Senioren

Schülerinnen bewirten Senioren mit selbstgebackenen Kuchen und Musik

Nachdem das Projekt der Schülerinnen des Gymnasiums Marktoberdorf - Sport verbindet - 14 Schülerinnen engagieren sich in der Seniorengymnastik und lernen dabei fürs Leben – abgeschlossen ist, überraschten die Mädchen unsere Senioren mit selbst gebackenem Kuchen und verschiedenen musikalischen Beiträgen.

Die Freude der Seniorinnen über das Wiedersehen war groß. Bunt gemischt saßen Alt und Jung gemütlich bei Kaffee und Kuchen zusammen. Im Anschluss wurde gemeinsam gesungen, die Lehrerin begleitete auf ihrer Ukulele. Zwei Schülerinnen gaben noch ein vierhändiges Musikstück auf dem Klavier zum Besten. Es war ein sehr gemütlicher und abwechslungsreicher Nachmittag. Motiviert durch die vielen positiven Rückmeldungen der Schülerinnen denkt Gymnasiallehrerin Steffi Rüger schon darüber nach, dieses Projekt im nächsten Schuljahr vielleicht zu wiederholen.

Wie fit bin ich? Dieser Frage gingen Schülerinnen der 10. Klasse des Gymnasiums Marktoberdorf nach. Ihr Weg führte sie jedoch nicht nur in die Sporthalle sondern auch ins benachbarte BRK Gulielminetti Seniorenheim. Um die Bedeutung der eigenen sportlichen Aktivität zu erkennen, genüge es nicht, verschiedene Fitnesszirkel auf den Lehrplan zu setzen, so Stefanie Rüger, Sportlehrerin am Gymnasium. „Die Mädchen sollen erfahren, wie wichtig sportliche Betätigung während des ganzen Lebens ist.“ Gemeinsam mit dem Gulielminetti Haus in Marktoberdorf entwickelte sie ein Unterrichtsprojekt im Rahmen des Netzwerks „Lernen durch Engagement“.

Einmal wöchentlich versammelten sich zahlreiche Senioren und die Ergotherapeuten Anna Berktold und Michael Eberle im Aufenthaltsraum des Gulielminetti und empfingen ein Schülerinnenteam. Bepackt mit bunten Luftballons und Funnoodles  begrüßten Melanie und Carla an einem Freitagvormittag die  Bewohner. Dann ging es los. „Hände einmal ausschütteln und mit dem  Daumen nacheinander Zeige-, Mittel-, Ring- und kleinen Finger antippen.“ Jeweils ein Schülerinnenduo war verantwortlich für die Gestaltung einer Gymnastikstunde. Sie überlegten sich im Vorfeld mobilisierende und koordinative Übungen und leiteten dann die Seniorengruppe selbstständig an. Ergotherapeutin Berktold stand ihnen dabei immer hilfreich zur Seite.

Schülerinnen auf ungewöhnliche Aufgabe gut vorbereitet

Auf diese ungewöhnliche Aufgabe wurden die Mädchen im Vorfeld gut vorbereitet. „Wir haben den Schülerinnen den Alltag in unserer Einrichtung sowie den Ablauf einer Ergotherapiestunde ausführlich vorgestellt“, sagte Daniel Kahl, Pflegedienstleiter im Gulielminetti. Ebenso stand das Ergotherapeuten-Team des Gulielminetti der Sportlehrerin und ihrer Gruppe während des gesamten Projekts fachlich zur Seite.

„Die Mädchen erlebten hautnah den Vergleich ihrer körperlichen Fitness und die der Bewohner“, berichtete Lehrerin Rüger. Daraus erhoffe sie sich, dass die Schülerinnen für sich erkennen, wie wichtig regelmäßiges Sporttreiben als Grundlage für den Erhalt der Beweglichkeit im Alter sei. Aber auch der Einblick in das Leben in einem Seniorenheim und Fragen wie  „Kann ich das überhaupt?“, „Sind meine Übungen zu schwer?“ oder „Traue ich mich, fremde Menschen anzuleiten?“ bewegten die Teilnehmerinnen in diesem Projekt.

Junge Mädchen vermitteln Freude

Dass die Schülerinnen all diese Aufgaben meisterten, zeigte der Erfolg. „In der ersten Stunde kamen acht Bewohner, mittlerweile mussten wir sogar in einen größeren Raum ausweichen“, sagte Ergotherapeutin Berktold. Ein Blick in die Gesichter der Senioren spiegelte folgende Aussage einer Bewohnerin wieder. „Die jungen Mädchen vermitteln uns Freude.“ Mit Begeisterung versuchten alle, ob im Rollstuhl sitzend oder noch gut beweglich, die Übungen mitzumachen. Klappte mal etwas nicht, so waren die Mädchen zur Stelle oder die Bewohner halfen sich untereinander.

„Ich finde es interessant, wie ich mich in dieser neuen Umgebung zurecht finde und mit fremden Menschen in Kontakt treten kann“, stellte Melanie nach ihrer Gymnastikstunde fest. „Ich habe gelernt, wieviel Geduld man braucht, bis die Übung so klappt, wie sie soll“, berichtete Carla. Die vielen positiven Rückmeldungen ihrer Schülerinnen bestätigten Rüger, dieses Projekt angepackt zu haben. „Raus aus der Schule hinein in die Praxis. Verbindung von Unterrichtsinhalten mit sinnvollem Handeln, auch das ist unser Erziehungsauftrag“, verwies sie auf den aktuellen Schullehrplan plus.

Erfahrung vergessen Schülerinnen nie

Stefanie Wachter vom Freiwilligen-Zentrum Augsburg, die diese Service-Learning-Idee an die bayerischen Schulen heranträgt, ist von der Umsetzung begeistert. „Diese Erfahrung bleibt, das vergessen die Schülerinnen nie.“ Renate Dauner, Einrichtungsleitung im Gulielminetti, die dieses Projekt gerne unterstützte, erhofft sich außerdem, „dass Berührungsängste gegenüber unser Einrichtung abgebaut werden und sich vielleicht einmal eine ehrenamtliche oder berufliche Tätigkeit daraus entwickelt.“

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