Ausbildung beim BRK – Clemens-Kessler-Haus: Diese drei hätten nie gedacht, hier zu arbeiten

BRK Clemens-Kessler-Haus

Sarina, Iris und Amela strahlen sichtlich. Seit knapp vier Monaten sind drei jungen Frauen Auszubildende im Bereich Altenpflege beim Bayerischen Roten Kreuz, in der Einrichtung Clemens-Kessler-Haus in Marktoberdorf. Rückblickend betrachtet wären alle drei gar nicht auf die Idee gekommen, sich für diesen anspruchsvollen Bereich zu bewerben, heute können sie sich nichts anderes mehr vorstellen.

Falsche Vorstellungen lassen Jugendliche zögern

Es sind stets die gleichen Vorurteile, die den Beruf des Altenpflegers in ein schlechtes Licht rücken. Komme ich überhaupt mit der älteren Generation klar? Intimpflege und Kommunikation zu fremden Menschen erschweren es den jungen Menschen nachweislich. Auf der anderen Seite bietet das Überangebot an offenen Stellen viele Möglichkeiten. Iris und Amela sind erst seit einem knappen halben Jahr in Deutschland, eine Agentur hat sie nach Marktoberdorf vermittelt. „Ich konnte mir das zunächst gar nicht vorstellen, aber so geht es wohl vielen. 

Aber bereits nach wenigen Wochen Einarbeitung fand ich schnell Zugang zu den Menschen die hier leben. Das hat mich überrascht“, erzählt Iris in fast flüssigem Deutsch. Die 21-Jährige stammt ursprünglich aus Albanien, ihre hervorragenden Deutschkenntnisse sind nur ein Beleg, sich schnell anpassen zu wollen. Amela pflichtet ihrer Kollegin im ebenso guten Deutsch bei: „So ähnlich war es auch bei mir, in Albanien besuchte ich sogar einen intensiven Deutschkurs, um mich vorzubereiten. Das Jobangebot kam überraschend, ich bin praktisch ins kalte Wasser geworfen worden“,  lacht die 18-Jährige. „Die Altenpflege hat einen völlig falschen Ruf, das ist mir nun klar geworden. Ich liebe die Arbeit und bin sehr stolz auf das, was ich tue.

 

Die Menschen schätzen die Hilfe mehr als man denkt

Sarina Herböck kommt aus der Allgäuer Region und wurde durch ein Schnupper-Praktikum auf den Beruf des Altenpflegers aufmerksam. Nach ihrer Meinung muss man die Arbeit erst „erleben“, bevor man sich ein Urteil erlauben kann. „Mir ist schon nach kurzer Zeit aufgefallen, welche Auswirkungen meine Arbeit auf die Patienten und auf mich selbst hat. 

Erstaunlich ist, welchen Stolz man empfindet, wenn man in die dankbaren Augen eines Bewohners blickt. Es ist eine sehr tiefe Art der Dankbarkeit, die man vorher noch nie so wirklich wahrgenommen hat. Wenn ich dann zu Hause darüber nachdenke, weiß ich, wie wichtig diese Arbeit ist. Für diesen Beruf zu werben ist mehr als selbstverständlich.“ 

Was müssen die Azubis in der Altenpflege eigentlich tun?

Die Leiterin der Einrichtung Clemens-Kessler-Haus in Marktoberdorf, Ramona Köhler, hat hier einen guten Überblick. Sie weiß um die Aufgaben und kann einige falsche Vorstellungen entschärfen: „Manchmal ist es im wahrsten Sinne des Wortes ein Spaziergang, wenn wir die Bewohner betreuen. Die Aufmerksamkeit wird ganz groß geschrieben. Natürlich muss sich kein Auszubildender alleine um die Bewohner kümmern. In jedem Fall ist eine examinierte Kraft anwesend. Die jungen Menschen sollen zur Hand gehen, unterstützen und natürlich viel lernen“. Iris pflichtet da ihrer Chefin bei. „Das war auch meine Sorge – doch die wurde mir schnell genommen. Oft muss man beim Aufstehen oder Hinlegen etwas abstützen, aber es immer eine zweite Person dabei. 

Es sind so Kleinigkeiten, die etwas Großes leisten. Zum Beispiel mal ein Buch auswählen oder ein Spiel zusammen spielen.“ Sarina geht sogar noch einen Schritt weiter, beschreibt den Tagesablauf als „erfüllend“ und selten anstrengend. „Die meisten Aufgaben sind wirklich nicht schwer und wenn man sich auf die Bewohner einstellt, sie kennenlernt, macht das alles sogar echt Spaß. Natürlich gibt’s auch Schichtdienst, aber das Miteinander lässt die Zeit oft schnell vergessen. Ich freue mich schon auf das schöne Wetter im Frühling. Ich finde die Geräte im Garten echt klasse“. 

„Auf keinen Fall Arbeit am Fließband!“

Fazit der drei jungen Azubis ist klar: die richtige Entscheidung getroffen! Sarina, Iris und Amela wollen auch nach der Ausbildung dem Beruf treu bleiben. Es warten zahlreiche Fortbildungen und Aufstiegsmöglichkeiten mit wachsender Verantwortung. Ralf Skooq, der neue Personalreferent und stellvertretende Personalleiter des BRK, sieht die Unterschiede in der Berufswahl der Jugendlichen aus einer weiteren Perspektive: „In allen Berufen werden sehr unterschiedliche Anforderungen gestellt. In der Arbeit mit Menschen wird die soziale Komponente falsch eingeschätzt oder unterschätzt. Anders als am Fließband, wird der Erfolg sofort sichtbar und trägt maßgeblich dazu bei, dass sich die Persönlichkeit des Altenpflegers schnell entwickelt, stärkt und der Mensch in seinem Tun zufriedengestellt wird“. 

Ausprobieren ist die schlaue Wahl

Auch wenn sich Sarina, Iris und Amela pudelwohl in ihrer Arbeit fühlen, bleibt ein Rest „Ungewissheit“ bei den Jugendlichen. Auch hier erinnert Ramona Köhler an die Möglichkeit des Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) und dem Praktikum. „Wer sich nicht sicher ist, kann sich jederzeit melden und bei uns reinschnuppern. Man sammelt seine ersten beruflichen Eindrücke und lernt neue Menschen kennen. Selbst eine kurze Zeit bringt schon wertvolle Erfahrung“. 

Mehr Informationen dazu gibt es auch unter: www.brk-ostallgaeu.de/karriere


Fotos: md / Kreisbote Ostallgäu

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