Steiler Aufstieg im St. Michael in Füssen

Vom Geflüchteten zum Qualitätsbeauftragten

BRK Flüchtling

Der Qualitätsbeauftragte Sayed Amjad Hussain Kazmi wird in seiner Arbeit im Seniorenheim St. Michael vom Team der Pflegedienstleitung und Wohnbereichsleitungen unterstützt (von links): Leah Andrews (stellvertretende Pflegedienstleitung), Nikolina Vasiljevic (Wohnbereichsleitung) und Snezana Alimpic (Wohnbereichsleitung).

Bild: Marketingagentur Tenambergen

Der Qualitätsbeauftragte Sayed Amjad Hussain Kazmi wird in seiner Arbeit im Seniorenheim St. Michael vom Team der Pflegedienstleitung und Wohnbereichsleitungen unterstützt (von links): Leah Andrews (stellvertretende Pflegedienstleitung), Nikolina Vasiljevic (Wohnbereichsleitung) und Snezana Alimpic (Wohnbereichsleitung).

Bild: Marketingagentur Tenambergen

Sayed Amjad Hussain Kazmi hat in dem Seniorenheim St. Michael in Füssen erfolgreich den Berufsweg beschritten. Unabdingbar war dafür Deutsch zu lernen.
27.01.2022 | Stand: 15:00 Uhr

Über seine ersten Schritte als angehender Altenpfleger hat unsere Redaktion 2017 und 2018 berichtet. Inzwischen ist der aus Afghanistan geflüchtete Sayed Amjad Hussain Kazmi beruflich ein weites Stück vorangekommen: Seit April 2021 ist er im Qualitätsmanagement der Senioreneinrichtung St. Michael in Füssen tätig. Seine Aufgabe ist es, in dem Heim des Bayerischen Roten Kreuzes für die Einhaltung der Qualitätsstandards in der Pflege zu sorgen, heißt es in einer Pressemitteilung: Kontinuierliche Schulungen, anleiten und motivieren sind sein tägliches Handwerkszeug.

Aus Afghanistan geflüchtet kam Sayed Kazmi vor sechs Jahren über Sozialstunden ins Seniorenheim. „Er integrierte sich rasch, indem er versuchte, das Land Deutschland zu verstehen und zu begreifen. Außerdem lernte er unheimlich schnell, die deutsche Sprache fast perfekt zu sprechen und zu schreiben“, blickt Einrichtungsleiter Matthias Stroeher zurück. „Nach einem anschließenden Praktikum begann ich 2016 mit einer Ausbildung zur Pflegefachkraft“, sagt Kazmi.

Vom Altenpfleger zum Wohnbereichsleiter

Danach folgten die Weiterbildung zur leitenden Pflegefachkraft sowie berufliche Erfahrungen als Wohnbereichsleiter und Nachtwache in St. Michael. „Nach jeder neuen Aufgabe bewertete ich, ob mir diese persönlich liegt.“ Andererseits durchleuchtete Sayed Kazmi bei jeder seiner Tätigkeiten in der Pflege genauestens das Arbeitsumfeld, Abläufe oder fachliche Anforderungen. (Lesen Sie auch: Wenn Füssener Stadträte ohne Badehose erwischt werden)

Dieses Talent erkannte auch sein Chef. „Im vergangenen Frühjahr bot mir Herr Stroeher die Schlüsselrolle als Qualitätsbeauftragter an“, erzählt Sayed Kazmi. Ihm war klar, „meine Aufgabe kann ich nur im Team lösen“. Daher sind von Anfang an die Pflegedienstleiterinnen Alexandra Ringle und Leah Andrews (Stellvertretung) mit im Boot. Die jungen Allgäuerinnen haben in St. Michael die Altenpflege von der Pike auf gelernt. Zum Kernteam gehören zudem die Wohnbereichsleiterinnen Nikolina Vasiljevic und Snezana Alimpic.

„So erwuchs ein gemischtes Führungsteam, das sich vielleicht gerade aufgrund seiner unterschiedlichen Lebensläufe und Herkünfte so hervorragend ergänzt“, sagt Stroeher. Dies schlug sich prompt in der sehr guten Bewertung des Medizinischen Dienstes bei der diesjährigen Überprüfung des Seniorenheims St. Michael nieder. „Dieser Mann ist eine fachliche Perle“ – so wurde Sayed Kazmi von einer Prüferin betitelt. „Der Erfolg fußt auf der Unterstützung jeder einzelnen Pflegemitarbeiterin und jedes einzelnen Pflegemitarbeiters“, sind sich Kazmi und sein Team bewusst.

Sayed Kazmi wirke integrierend

Neben dem fachlichen Wissen vermittelt Kazmi besonders auch den internationalen Kolleginnen und Kollegen durch seinen Werdegang das Gefühl: „Hier geht was.“ Führungsaufgaben und Karrieremöglichkeiten stehen allen offen. Darüber hinaus gelinge ihm noch etwas Weiteres, hebt Stroeher hervor: Dank seiner Persönlichkeit wirke Sayed Kazmi integrierend. Dies sei in einem Haus wie St. Michael mit Kräften aus verschiedenen Nationen ganz besonders wichtig. „Es dürfen keine Grenzen zwischen den verschiedenen Herkünften errichtet werden.“

„Viele, die aus anderen Ländern nach Deutschland kommen, um einen besser als in der Heimat entlohnten Beruf auszuüben, sind sehr erfolgreich in dem, was sie tun“, fasst Stroeher seine Erfahrung mit dem internationalen Team zusammen. In der Praxis zeige sich, dass Angehörige anderer Nationen durch ihren Respekt vor dem Alter überzeugen, oft gepaart mit einem großzügigen Humor. Dass die Integration fremder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht von alleine geht, verschweigt der gelernte Ethnologe Stroeher nicht.

„Der Erfolg liegt darin, dass man sich von der ersten Begegnung an um die Betreffenden kümmert.“ Freiwillige Mitarbeiter werden als feste Paten eingesetzt, was auch arbeitszeitlich geregelt wird.