Modellprojekt

In Füssener Seniorenheim die Zukunft des Pflegealltags testen

Aufgeschlossen nahmen Mitarbeitende des Füssener Seniorenheims St. Michael an der Auftaktveranstaltung zum Projekt Neuorganisation der Aufgaben in der Pflege teil.

Aufgeschlossen nahmen Mitarbeitende des Füssener Seniorenheims St. Michael an der Auftaktveranstaltung zum Projekt Neuorganisation der Aufgaben in der Pflege teil.

Bild: MA Tenambergen

Aufgeschlossen nahmen Mitarbeitende des Füssener Seniorenheims St. Michael an der Auftaktveranstaltung zum Projekt Neuorganisation der Aufgaben in der Pflege teil.

Bild: MA Tenambergen

Das Seniorenheim St. Michael in Füssen nimmt an einem Modellprojekt teil. Wie durch eine Neuorganisation der Arbeit dem Fachkräftemangel begegnet werden soll.
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Von Redaktion Allgäuer Zeitung
19.04.2023 | Stand: 12:00 Uhr

Gespannt lauschten die Mitarbeitenden im voll belegten Saal des Seniorenwohnheims St. Michael in Füssen der Auftaktveranstaltung zum Projekt Personalneuorganisation in der Pflege. „Das landesweite Projekt des Bayerischen Roten Kreuzes hat zum Ziel, stationäre Einrichtungen bei der Einführung des neuen Personalbemessungsverfahrens zu begleiten“, führte Leiter Matthias Stroeher ein. Denn ab 1. Juli tritt das Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (GVWG) bundesweit in Kraft. Das neue Rechtswerk ziele darauf ab, mehr Spielraum beim Personaleinsatz zu ermöglichen.

Füssener Heim leistet Pionierarbeit

Zehn Senioreneinrichtungen des BRK nehmen am Projekt teil, das nach Ansicht von Fachleuten den Pflegealltag revolutionieren könnte. „Wir sind stolz darauf, Pionierarbeit zu leisten und dass wir als einzige Einrichtung aus dem BRK-Bezirksverband Schwaben den Zuschlag bekamen“, sagte Stroeher. „Die Führung des Kreisverbands Ostallgäu steht hinter dem Projekt“, bekräftigte Renate Dantinger, Sachgebietsleitung Pflege und Soziales. „Wir brauchen dringend Lösungen, um auf den Fachkräftemangel zu reagieren.“

Die Arbeit anders verteilen

„Fakt ist, dass die Personalsituation in Zukunft eher knapper werden wird“, sagte Pflegedienstleitung Gordana Miloradovic. „Daher müssen wir die Arbeit anders verteilen, um die Aufgaben mit weniger Stress zu bewältigen und mehr Zufriedenheit zu fühlen.“

Von der Pflege bis zur Kommunikation mit Angehörigen

„Kurz gesagt dreht sich das Projekt darum, dass die Fachkraftquote in der Pflege nicht der einzige Gradmesser ist und der Blick mehr auf die Pflegegrade der Bewohner gerichtet wird“, erläuterte Nelleke Jakob. Sie ist bei der BRK-Landesgeschäftsstelle die verantwortliche Managerin für das von der Glücksspirale geförderte Projekt. Durch die Neuverteilung von Aufgaben müssten sich die Einrichtungen anders organisieren. „Wir werden die alte Ordnung der Wohnbereiche sowie die Aufgabenverteilung neu organisieren“, erklärte Sayed Kazmi, Qualitätsmanager im Haus St. Michael. Care-Koordinatoren sollen laut Pressemitteilung die Verantwortung für deutlich kleinere Bewohnergruppen als bisher übernehmen und sämtliche Prozesse aus einer Hand steuern. Das beginne bei der Pflege und reiche über die Verpflegung bis hin zur Kommunikation mit Angehörigen.

„Um auch wirklich bei allen auf Verständnis und Unterstützung für diese Neuorganisation zu stoßen, bedarf es Menschen, die die Veränderungen erklären und dafür werben“, ergänzte Projektleiterin Jakob. Hierzu werden sogenannte Promotoren aus allen Bereichen des Hauses für diese Aufgabe geschult, um das dreijährige Projekt zu begleiten. „Wir wollen dazulernen“, so Einrichtungsleiter Matthias Stroeher. Er beschönigte nicht den Aufwand, der erforderlich sei, um eingefahrene Prozesse zu ändern, bevor man den Nutzen sähe. „Sie müssen ihre Herzen mitändern“, bat er das Team.