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Ein Weg in die Zukunft

Snežana Kostic

Acht Monate hat Snežana Kostic auf ihr Visum gewartet, bis sie endlich nach Deutschland gehen durfte. Die 30-jährige Serbin ist Krankenschwester und arbeitet im Seniorenheim St. Michael. Seit zweieinhalb Jahren ist Füssen der Lebensmittelpunkt der jungen Frau. Sie ist ehrgeizig und weiß, was sie möchte. Die Wirtschaftslage in Serbien ist alles andere als rosig. Die Perspektive, sich in ihrem Heimatland etwas aufzubauen, ist fast aussichtslos.

„Ich habe zuerst Wirtschaft studiert. Als mein Vater starb, war mir klar, dass ich nicht mehr weiterstudieren konnte. Finanziell wäre das unmöglich gewesen“, erzählt sie. Es war klar, dass sie sich beruflich neu orientieren musste. Dass es der pflegerische Bereich werden würde, war fast logisch. „Meine Mutter und ich haben meinen Vater acht Jahre lang gepflegt. Ich habe es mir zugetraut und sah darin auch meine Chance.“ Nach Deutschland kam sie über die Bundesagentur für Arbeit. Die Wartezeit auf das Visum überbrückte sie mit Deutschlernen. „Ich wollte mich einfach bestmöglich auf meine neue Arbeit und mein neues Zuhause vorbereiten. Im Internet habe ich mich über Füssen informiert. Die Stadt hat mir gleich gefallen“, sagt Snežana Kostic.

Unsicherheit, aber auch Respekt vor der neuen Herausforderung waren am Anfang für die Krankenschwester ein ständiger Begleiter. Nachdem das Pflegesystem in Serbien ein ganz anderes ist, musste sie sich erst einmal zurechtfinden. Der Balkan-Staat hat kaum Seniorenheime und auch keine Pflegegrade, weil die familiäre Struktur eine ganz andere als in Deutschland ist. Deshalb liege der Fokus nicht auf der Pflege, beschreibt Snežana Kostic die Situation. „Das Arbeiten in einem Pflegeheim ist etwas ganz Besonderes für mich. Ich habe hier zusätzlich einen Pflegekurs gemacht und dabei tolle Unterstützung durch meine Kollegen und Kolleginnen bekommen“, so die selbstbewusste Frau.

Deutschland ist alles andere als mit ihrem Heimatland vergleichbar, erzählt sie und fügt hinzu: „ich bin dankbar, hier sein zu dürfen. Meine Arbeit wird hier geschätzt und das gefällt mir und gibt mir Auftrieb.“ In Šabac, da wo sie aufgewachsen ist, hat sie viele Freunde und Freundinnen zurückgelassen, dafür aber in Füssen viele neue dazubekommen. „Wir sind ein internationaler, bunter Haufen, auch in der Arbeit, das ist gut und ich fühle mich auch nicht allein“, erzählt sie. Und wenn sie doch einmal die Sehnsucht nach der Heimat und ihrer Mutter überkommt, dann gibt es zum Glück die sozialen Netzwerke und das Telefon. Snežana Kostic hat es in der kurzen Zeit, seitdem sie in Füssen ist, weit gebracht. „Ich habe große Erwartungen an mich, deswegen bin ich noch nicht zufrieden. Wie gesagt, ich bin ehrgeizig. Ich habe 2019 im Oktober angefangen. Seit Mai 2021 habe ich die Wohnbereichsleitung.“ Deutsch spricht sie mittlerweile ziemlich gut. „Es wird immer besser. Die Bewohner haben mir dabei sehr geholfen. Ich liebe sie und ich bin gerne dort. Im Krankenhaus würde ich nicht so gerne arbeiten. Da würden mir die Wärme und das Persönliche fehlen.“

Text · Foto: Sabina Riegger

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