Vom Abschiednehmen und Neubeginn

Sterbebegleitung im Seniorenwohn- und Pflegeheim Gulielminetti – Gedenkgottesdienst für verstorbene Bewohner am Totensonntag

Trauer beginnt nicht erst mit dem Tod. Das Abschiednehmen setzt bei Betroffenen, Angehörigen und Freunden bereits viel früher ein. Auf diesem Weg Begleitung anzubieten, das haben sich die Mitarbeiter des Arbeitskreises Hospiz-Palliative-Care im BRK Gulielminetti Seniorenwohn- und Pflegeheim in Marktoberdorf zur ehrenamtlichen Aufgabe gemacht. „Es ist eine Berufung, Menschen in ihrer letzten Lebensphase beizustehen“, so Heimleiterin Renate Dauner über die Ehrenamtlichen in der Hospizbewegung.

Achtung vor dem Menschen. Mit sich im Reinen sein. Nur das weitergeben, was man selber gerne hätte. Kompetenz und Sensibilität ausstrahlen. Mit Klängen in andere Ebenen begleiten. So könnte die Beschreibung der ehrenamtlichen Hospizhelferin Angelika Höfler über ihre Aufgabe im Gulielminetti lauten und all dies strahlt sie auch aus. Seit Jahren als Sterbebegleiterin im Einsatz hat Höfler umgekehrt auch gelernt, dass Hospizarbeit Reflektion über sich und ein Aufpassen auf sich selbst verlange. Ihre Motivation für die Sterbebegleitung formuliert Höfler so: „Dasein, Hand halten, beten. Es ist für mich ein Geschenk, dass ich das machen darf.“

Doch wie wird man Hospizhelfer? „Der Einstieg in die Sterbebegleitung erfolgt oft über ein bereits vorhandenes Engagement in der ehrenamtlichen Seniorenarbeit oder im Gespräch mit uns“, beschreibt Cornelia Jeschek, hauptamtliche Hospizbeauftragte im Gulielminetti, den Weg. „Wir bieten Interessierten an, erst einmal erfahrene Hospizhelfer zu begleiten, um sich der Frage zu stellen: Kann ich das überhaupt?“ Fällt die Antwort positiv aus, besteht das Angebot zur Ausbildung als Hospizhelfer.

Sind die Ehrenamtlichen dann in der Hospizarbeit im Gulielminetti aktiv, sind sie vollwertige Teammitglieder. „Ich sorge für den Austausch zwischen dem Pflegepersonal, den Angehörigen und den Ehrenamtlichen und koordiniere Rückmeldungen“, so Jeschek über ihre Tätigkeit. Wesentlich sei dabei, dass jeder Ehrenamtliche die für sich passende Aufgabe finde. Zur Unterstützung organisiere sie regelmäßig für die Hospizhelfer Treffen in Form von Weiterbildungen oder als offenen Austausch.

Ein besonderes Anliegen ist Heimleiterin Dauner die Wertschätzung für die ehrenamtliche Hospizarbeit. „In Zeiten, wo oftmals keine Zeit mehr für lange Sätze und Gefühle ist, begleiten unsere Hospizhelfer die Menschen in Ruhe.“ Sie machen Sterbebegleitung zu einem Teil alltäglicher mitmenschlicher Begegnungen und der Würdigung der Wünsche des Bewohners. „Sterbenden und Trauernden wird so die Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht“, sagt Dauner.

Auch das Danach, also Erinnerungen an die Verstorbenen zulassen, hat Tradition im Gulielminetti Haus. „Uns ist die individuelle Verabschiedung von jedem einzelnen Verstorbenen wichtig“, so Dauner. Für Hospizhelferin Höfler ein festes Ritual, nach dem Tod mit den Angehörigen beim Verstorbenen zu sitzen. „Wir nehmen dabei Abschied mit den Handlungen und Klängen, mit denen ich den Verstorbenen in den letzten Tagen begleitete.“

Ein weiterer Brauch zum Abschiednehmen ist der nun bevorstehende, alljährlich am Totensonntag begangene ökumenische Gottesdienst in der Hauskapelle des Gulielminetti Hauses. Bei der Gedenkfeier werden die verstorbenen Bewohner namentlich vorgelesen und für jeden ein kleines Lichtlein entzündet. So können Angehörige, Freunde, Mitarbeiter und Ehrenamtliche all derer gedenken, die im vergangenen Jahr gegangen sind. Einige Mitarbeiter und Bewohner formulieren Fürbitten und machen diesen Gottesdienst zu etwas ganz Persönlichem für alle Menschen, die dem Gulielminetti-Haus nahestehen. Speziell für das Hospizteam im Gulielminetti bedeutet dieser Gottesdienst noch mehr, ein Abschied und Neubeginn zugleich

Abstimmungsgespräch des Qualitätszirkels ‚Hospiz-Palliative-Care‘ im BRK Gulielminetti Seniorenwohn- und Pflegeheim in Marktoberdorf mit (von links) Marlies Zielinski (Ehrenamtsbeauftragte und Leitung Soziale Betreuung), Angelika Höfler (Ehrenamtliche Hospizhelferin), Cornelia Jeschek, Irmtraud Keller (beide Krankenschwestern und Hospizbeauftragte), Renate Dauner (Heimleitung), Daniel Kahl (Pflegedienstleiter) und Gerlinde Assemann (Betreuungsassistentin und Ehrenamtsbeauftragte).

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