Wissenschaftler helfen Senioren

Damit Senioren ganz einfach den Kontakt zu ihren Liebsten halten können

Ein Bewohner des BRK Gulielminetti Seniorenheims lässt sich von Professorin Joanna Dauner, das im Zuge eines Forschungsprojekts speziell für Senioren entwickelte Tablet erklären.

Ein Bewohner des BRK Gulielminetti Seniorenheims lässt sich von Professorin Joanna Dauner, das im Zuge eines Forschungsprojekts speziell für Senioren entwickelte Tablet erklären.

Bild: Severin Göbel-Groß

Ein Bewohner des BRK Gulielminetti Seniorenheims lässt sich von Professorin Joanna Dauner, das im Zuge eines Forschungsprojekts speziell für Senioren entwickelte Tablet erklären.

Bild: Severin Göbel-Groß

Im Gulielminetti-Heim Marktoberdorf läuft ein Forschungsprojekt. Es geht um die Kommunikation mit Tablet&Co. Was die Wissenschaftler mit den Senioren vorhaben.
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Von pm
17.10.2023 | Stand: 05:30 Uhr

„Früher hat sie uns angeregt, etwas Neues zu lernen. Nun ist es umgekehrt. Wir Kinder und Enkel motivieren die Mutter und Oma, etwas neues auszuprobieren“, sagt Elke Pätzolds Sohn Michael. Die Seniorin lebt im Gulielminetti-Seniorenheim und ist eine von zehn Bewohnern, die am Forschungsprojekt zum Thema Nähe über Distanz der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden teilnimmt.

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Auslöser des Projekts war eigentlich Corona, erklärt Pflegedienstleiter Daniel Kahl. Jüngere Menschen hatten es damals leichter, durch technische Möglichkeiten in Kontakt mit Familie und Freunden zu bleiben. „Älteren Menschen blieben diese Kontaktmöglichkeiten oft verwehrt“, sagt Kahl. Er und Claudia Schien, Leitung der Sozialen Betreuung, sind in der Rotkreuzeinrichtung Ansprechpartner für das Projekt von Professorin Joanna Dauner. Sie lehrt an der Designfakultät der Hochschule Dresden. Das dreijährige Forschungsvorhaben von Dauner und ihrer Mitarbeiterin Katrin Baumgarten hat das Ziel, die soziale Teilhabe älterer Menschen mithilfe geeigneter Kommunikationsmöglichkeiten zu verbessern.

Projekt in Marktoberdorf dauert drei Jahre

Der Projektname HILDE stehe für "haptische Interfaces für lebendige digitale Erfahrungen", erklärt Dauner: „Wir möchten die Video-Telefonie und damit den Austausch mit Nahestehenden, die nicht persönlich vorbeischauen können, mittels Technologie leichter anwendbar machen.“ Die Bedienoberfläche eines Tablets werde eigens für Bedürfnisse älterer Nutzer gestaltet. Dazu möchte sie das Wissen der Senioren nutzen: „Sie sind die Alltagsexperten, die das neu entwickelte Tablet ausprobieren sollen und uns Forschern ihre Erfahrungen zurückmelden.“

Gymnasiasten aus Marktoberdorf helfen den Senioren

Die Teilnehmerinnen eines P-Seminars am Gymnasium begleiten die zehn Bewohnerinnen und Bewohner bei der Nutzung des digitalen Geräts und geben Hilfestellungen, etwa beim Kontakte anlegen ober beim Telefonieren via Zoom. Ihre Lehrerin Stefanie Rüger findet, „dass das für die medienkompetenten Schülerinnen ein großartiges Thema ist“. Auch die Seniorenbeauftragte des Lions Club Marktoberdorf, Martina Singer, kündigte Unterstützung an.

Es gibt vier Workshops in Marktoberdorf

Demnächst folgen vier Workshops, in denen die Erfahrungen von Bewohnern, Mitarbeitern, Schülerinnen und Angehörigen diskutiert werden. Auch Letztere wollen sich einbringen. „Mein Vater hat motorische Probleme, ein Tablet zu bedienen“, beschreibt Andreas Filke die bisherigen Erfahrungen. Während Pätzold eine weitere Hemmschwelle benennt, nämlich die Angst, bei der Internetnutzung unbeabsichtigt ein Abo abzuschließen. Klaus Kühn, Vorsitzender der Bewohnervertretung, zeigt sich an einer Sprachsteuerung interessiert.

Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt. Als Partner sind unter anderem die Charité Berlin, das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung sowie das Start-up Lylu, das älteren Generationen digitale Angebote zugänglich machen möchte, beteiligt.