Integration von Zuwanderern in die BRK-Arbeitswelt

Einbindung von Flüchtlingen in die Aufgaben- und Arbeitsfelder

Sayed Amjad Hussain Kazmi aus Afghanistan begann im Seniorenheim St. Michael in Füssen mit gemeinnütziger Arbeit. Er machte mit einem offiziellen Praktikum weiter und nahm im Herbst die Ausbildung als Altenpfleger auf. Bilder: BRK Kreisverband Ostallgäu
Sayed Amjad Hussain Kazmi aus Afghanistan begann im Seniorenheim St. Michael in Füssen mit gemeinnütziger Arbeit. Er machte mit einem offiziellen Praktikum weiter und nahm im Herbst die Ausbildung als Altenpfleger auf. Bilder: BRK Kreisverband Ostallgäu

„Altenpfleger ist ein toller Beruf und im BRK Seniorenheim St. Michael hatte ich einen guten Einstieg“, sagt Sayed Kazmi, Flüchtling aus Afghanistan. Zunächst leistete er ab Oktober 2015 gemeinnützige Arbeit und lernte so die Rotkreuzeinrichtung in Füssen kennen. Ein halbes Jahr später begann Kazmi ein offizielles Praktikum zur Vorbereitung auf den Pflegeberuf. Nach seinem beruflichen Ziel gefragt, nennt der soziale junge Mann den Abschluss seiner im letzten Herbst begonnenen Ausbildung zum qualifizierten Altenpfleger.

„Bei der Flüchtlingsarbeit stehen jetzt Hilfen auf dem Weg ins Berufsleben im Vordergrund“, sagt Thomas Hofmann, Geschäftsführer beim BRK Kreisverband Ostallgäu. Teilweise auch in festen Beschäftigungsverhältnissen sammelten rund 80 Flüchtlinge in den letzten zwei Jahren Arbeitserfahrung in Rotkreuzeinrichtungen vor Ort. Die Spannweite reichte vom Ein- und Abdecken der Tische in den Speisesälen über Hilfen in der Küche bis hin zur Aufnahme einer Ausbildung im altenpflegerischen Bereich. „Damit ist Flüchtlingshilfe beim Roten Kreuz weit mehr als die Not-Erstaufnahme erschöpfter Flüchtlinge in Turnhallen“, betont Hofmann. So sieht er den Einstieg der Flüchtlinge in die BRK-Arbeitswelt als eine Bereicherung und eine Aufgabe ganz im Sinne der Rot-Kreuz-Idee, zu helfen, ohne nach Herkunft, Rasse, Religion oder politischen Einstellungen zu fragen.

„Neuland betreten wir in Bezug auf die Ausbildung ausländischer Mitarbeiter nicht“, erklärt Personalleiter Werner Ehrmanntraut. Bereits 2014 startete der Kreisverband ein Ausbildungsprojekt mit fünf spanischen Altenpflegern. Von diesen Erfahrungen profitiere der Kreisverband nun bei der Integration von Flüchtlingen, so Ehrmanntraut. Eine gewichtige Rolle spielen aber auch die ehrenamtlichen Asylkreise vor Ort. Die Asylhelfer kennen die einzelnen Flüchtlinge und können so sozial interessierte Bewerber vermitteln.

So fand Kazmi seinen Einstieg beim Roten Kreuz. „Als es Schwierigkeiten wegen der Zeugnisanerkennung für die Altenpflegeschule gab, halfen mir mein externer Flüchtlingsbetreuer und die Mitarbeiter von St. Michael“, erzählt Kazmi. Er sieht seine Perspektiven in der Altenpflege als sehr gut an. Er räumt aber ein, dass die Schule anspruchsvoll sei, da die Erschwernis der gerade erst gelernten deutschen Sprache hinzukäme.

 

Musarat Hussain aus Pakistan begann mit einem Praktikum im BRK Clemens-Kessler-Haus Zentrum für Betreuung und Pflege in Marktoberdorf. Mittlerweile arbeitet Hussain dort als Altenpflegehelfer. Bild: BRK Kreisverband Ostallgäu.
Musarat Hussain aus Pakistan begann mit einem Praktikum im BRK Clemens-Kessler-Haus Zentrum für Betreuung und Pflege in Marktoberdorf. Mittlerweile arbeitet Hussain dort als Altenpflegehelfer. Bild: BRK Kreisverband Ostallgäu.

Diesen Knackpunkt sieht auch Ehrmanntraut: „Wir wollen bei der Integration umfassende Hilfestellungen anbieten.“ Neben der Begleitung durch BRK-Paten fördere der Kreisverband den Erwerb der notwendigen Sprachkenntnis (B2-Standard) und sorge für ein angemessenes Lebens- und Lernumfeld. „Zu diesem Zweck haben wir  eine Wohnung angemietet und stellen bei Bedarf einzelne Zimmer zur Verfügung.“ Davon profitiere laut Ehrmanntraut derzeit Musarat Hussain aus Pakistan. Nach erfolgreichem Praktikum arbeitet er im Clemens-Kessler-Haus, BRK-Zentrum für Betreuung und Pflege, als Altenpflegehelfer. „Ich bin froh, dass ich ein Zimmer in der BRK-Wohngemeinschaft beziehen konnte“, sagt Hussain.

Nach zwei Jahren Integrationsarbeit zieht Ehrmanntraut folgendes Fazit: Flüchtlinge bräuchten rund ein Jahr, bis sie organisiert seien und ausreichend Sprachkenntnisse hätten, um Arbeitstätigkeiten aufzunehmen. Die Anerkennung von Zeugnissen durch die Behörden sei ein schwieriges, zeitintensives Unterfangen, für das man zusätzliche Arbeitszeit bei den Mitarbeitern einplanen müsse. Lieselotte Hempel, Einrichtungsleitung des Clemens-Kessler-Hauses, ergänzt pragmatisch: „Die Betreuung der Flüchtlinge durch Paten bindet Arbeitszeit und ist eine Aufgabe, der wir uns bewusst stellen müssen, damit es funktioniert.“

Zurück

Zurück