Ein Vorbild, das noch lange fehlen wird

Jahreshauptversammlung zeigt: Politische Entwicklungen machen auch vor der Wasserwacht Kaufbeuren und Neugablonz nicht halt

Edgar Gailhofer im Alter von 82 Jahren: Nach über acht Jahrzehnten immer noch voller Lebensfreude. Foto: privat

Er widmete sein gesamtes Leben den Jugendlichen in Kaufbeuren und seiner Familie, stellte die eigenen Bedürfnisse stets hinten an: Edgar Gailhofer, lange Jahre Vorsitzender der Wasserwacht Kaufbeuren, Lehrer an der Beethoven- und später an der Jörg-Lederer-Schule und darüber hinaus aktiv in vielen örtlichen Vereinen war kein Mann der großen Worte, sondern wirkungsvoller Taten. Ein Angehöriger der „alten Schule“ eben, von denen es heutzutage nicht mehr viele gibt. Am 24. Januar verstarb der bis zuletzt rüstige, aber von Alter und Krankheit gezeichnete Pensionär im Alter von 87 Jahren. Bis zuletzt an seiner Seite: Ehefrau Gertrud, die Söhne Erwin Gailhofer und  Elmar Gailhofer, 1. Vorsitzender der Wasserwacht Kaufbeuren,  und deren Schwester Elke, ebenfalls seit vielen Jahren in der Hilfsorganisation aktiv.

Edgar Gailhofers Sohn Edgar Junior dagegen verstarb selbst im Jahre 2014 nach einem Leben im Dienst der Gemeinschaft an einer schweren Krankheit. Dass fast alle Kinder in Sachen bürgerliches Engagement und Ehrenamt schon früh in die Fußstapfen des Vaters getreten waren, darf wohl einiges darüber sagen, mit welcher Kompetenz und freundlicher Ruhe dieser den nicht immer einfachen Spagat zwischen Familienleben, Lehrerberuf, der „Herzensangelegenheit“ Wasserwacht und dem Engagement in verschiedensten Institutionen meisterte.

Erste professionelle Schwimmkurse in Kaufbeuren gehen auf sein Konto

Dass dies über all die Jahrzehnte derart erfolgreich gelingen konnte, lag laut Elmar Gailhofer nicht zuletzt daran, dass das Familienoberhaupt von unnötiger Profilierung so gar nichts hielt. „Was getan werden musste, wurde ohne viel Drumherum gemacht, alles Übrige von vornherein verworfen. Eine große Hilfe war dies der Wasserwacht Kaufbeuren und Neugablonz, schon bei deren Gründungsversammlung am 27. März 1948 im damaligen Gasthof „Geiß“, war Gailhofer dabei – durfte seine Stimme als damals 19-Jähriger bei den anstehenden Wahlen allerdings noch nicht in die Waagschale werfen. Umso mehr Verantwortung übernahm er in den darauf folgenden Jahren in Form unzähliger Tage und Wachstunden als Rettungsschwimmer an den Seen und in den Bädern der Stadt. Es folgten, neben dem Beruf, die Ausbildung zum Sanitäter, der Lehrerschein für Erste Hilfe und Rettungsschwimmen. und im Jahre 1980 die Wahl zum Vorsitzenden der Ortsgruppe. Dieses Amt übte er über acht Jahre aus.  Durch das seinerzeit noch mögliche „Große Staatsexamen“ als Lehrer hatte er die Ausbildungsberechtigung im Bereich Schwimmen gleichzeitig mit in der Tasche und nutzte diesen umgehend, um 1981 die allerersten Schwimmkurse der Wasserwacht Kaufbeuren durchzuführen. Ein Steckenpferd war für den „Macher“ die Wachstation am Bärensee, an deren Neubau in den 1980er Jahren er maßgeblich beteiligt war. „Aber ,sein Werk' – das würde er nicht hören wollen. Sie sollte eigentlich Edgar Gailhofer Hütte genannt werden, aber er mochte es gar nicht, vor anderen in den Mittelpunkt gestellt zu werden“, so Elmar Gailhofer. So entschied sich sein Vater auch  ganz bewusst im Rahmen seiner Lehrerkarriere dreimal gegen das Angebot, eine Rektorenstelle anzunehmen. „Lieber mehr Zeit für seine Schützlinge als den Chefposten – uns hat das damals nicht gewundert“, schmunzelt Elmar Gailhofer.

Zahlreiche Ämter und Würdigungen beweisen „Blick fürs Wesentliche“

Aufgefallen war er den „Oberen“ im BRK aber trotzdem – acht Auszeichnungen, zuletzt die DRK Ehrennadel in Gold, wurden ihm verliehen. Im Rahmen seiner Liebe zur Jugendarbeit begann er ab 1981, zusätzlich zum bestehenden Angebot regelmäßiger Schwimmkurse, bei Bedarf für Kindergärten und Grundschulen zusätzlich Kurse zu geben. Er kümmerte sich fast 15 Jahre um das „Geschirrmobil“ der Organisation, einem Verleihservice, der den Ehrenamtlichen immer wieder dringend benötigte DM und später Euros in die Kassen spülte - bis es mit der Gesundheit schließlich nicht mehr so gut stand. Dass er sich trotzdem stets bescheiden im Hintergrund hielt, ist vielleicht der Grund, dass er trotz dieser Tätigkeiten und weiterer „unbezahlter“ Aufgaben wie einer langjährigen Mitgliedschaft als Vorstand der Spielvereinigung Kaufbeuren oder einer einjährigen Vorstandschaft im TVN im Jahre 1972, alles fast wie „nebenbei“, aber stets mit 100-prozentigen Ergebnissen bewältigte. Für die Belange nicht nur der Vereinsmitglieder, sondern aller Bürger setzte er sich in seinen sage und schreibe 30 Jahren Stadtratsmitgliedschaft (1972 bis 2002). Bis 2002 stand er auch beim Kreisfischereiverein Kaufbeuren e. V. an der Spitze und fiel dort vor allem dadurch auf, dass er sich feinfühlig um die Belange der Jugend kümmerte und gleichzeitig die nötige Disziplin aufrecht erhielt. Von diesem seltenen Talent profitierten auch die Fahnenschwinger des Tänzelfestvereins: In „Reih und Glied“ lief er mit diesen über 30 Jahre lang die Festrunde ab, bis mangelndes Gehvermögen ihn irgendwann daran hinderte. Dass Edgar Gailhofer am Ende dann auch nicht mehr die schier nicht enden wollende Liste an Engagements und Mitgliedschaften bis zum Schluss gesamt ausführte, ist vor diesem Hintergrund klar – OB Stefan Bosse verlas bei der Beerdigung am 2. Februar aber trotzdem alles. Denn „halbe Sachen“ passen nicht zu Edgar Gailhofer senior - und so wusste er auch am Ende vielleicht ganz für sich selbst, wann alle Lieben um ihn versammelt waren – und es Zeit war aufzuhören.

Foto: privat

Im Kreise seiner Wasserwacht-Kollegen fühlte er sich am wohlsten: Edgar Gailhofer sen. (3. v. li.) war einer derjenigen, die bei der 60-Jahr-Feier der Wasserwacht besonders stolz dreinblicken durften. Mit dabei die Söhne Elmar (re.) und Edgar (li., verst.) sowie Tochter Elke (2. v. li.).

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