DRK-Präsidentin Hasselfeldt: "Ehrenamtlern die Freistellung von der Arbeit erleichtern"

DRK-Pressemitteilung

Foto: Michael Handelmann/DRK

Die DRK-Pressestelle informiert Sie in der Reihe „DRK im Gespräch“ in unregelmäßigen Abständen über wichtige Interviews, Reden oder Beiträge des DRK-Generalsekretariats. In ihrem ersten Interview hat sich die neue DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt für die Gleichstellung von DRK-Helfer mit denen von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk ausgesprochen. In der „Rheinischen Post“ (Ausgabe vom 16. 12. 2017) hebt sie außerdem die besondere Spendenbereitschaft der Deutschen hervor.

Was hat Sie gereizt, nach so vielen Jahren in der Politik die Rolle der DRK-Präsidentin zu übernehmen?

Hasselfeldt: Ich habe es nicht angestrebt. Aber als ich im Sommer darum gebeten wurde, meine Erfahrungen und Kontakte in eine ehrenamtliche Tätigkeit einzubringen, war der Reiz für mich dann doch sehr groß. Denn auch in der Politik habe ich die Arbeit des Roten Kreuzes immer gefördert und den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer unterstützt. Es ist eine unheimlich segensreiche Arbeit für unsere gesamte Gesellschaft, für Menschen in Not im Inland wie im Ausland.

Was wollen Sie bewegen im neuen Amt?

Hasselfeldt: Mir liegt viel daran, das Ehrenamt weiter zu stärken. Es ist ein Fundament unserer Gesellschaft. Allein im Deutschen Roten Kreuz haben wir drei Millionen Fördermitglieder, die Zahl der Ehrenamtlichen ist erfreulicherweise seit 2010 von 395.000 auf 415.000 gewachsen - der demografischen Entwicklung zum Trotz. Das gute Miteinander von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen ist eine Besonderheit im DRK. Es geht nun unter anderem darum, bei der Arbeitsfreistellung die ehrenamtlichen Helfer des Roten Kreuzes bei einem großen Unglück oder zum Beispiel bei schweren Überschwemmungen mit denen von THW und Feuerwehr gleichzustellen. In den meisten Bundesländern ist das leider nicht der Fall. Bei Großeinsätzen müssen die Hilfsorganisationen eng zusammenarbeiten. Da sollten sie auch dieselben Bedingungen haben.

Wird das teuer für die Betriebe?

Hasselfeldt: In Bayern zum Beispiel übernimmt neuerdings der Freistaat die Kosten der Freistellung nicht nur bei Katastrophen, sondern auch beim Einsatz von Ehrenamtlichen bei größeren Unglücksfällen. Damit muss sich die Gesellschaft intensiver befassen. Einerseits droht die Zahl der Ehrenamtlichen langfristig durch die demografische Entwicklung zu schrumpfen. Andererseits kann es in den Zeiten von Terror und Klimawandel verstärkt zu schwierigen Situationen kommen, in denen der Staat auf ehrenamtliche Helfer angewiesen ist.

Wie sieht es mit dem Bundesfreiwilligendienst aus?

Hasselfeldt: Auch bei den Freiwilligendiensten sollte nachgebessert werden. Derzeit haben wir beim Freiwilligen Sozialen Jahr und beim Bundesfreiwilligendienst mehr Bewerber als Plätze. Die sollten aufgestockt werden. Allerdings muss dabei die Qualität der pädagogischen Betreuung gewährleistet werden. Es darf außerdem nicht dabei bleiben, dass der Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug im Jahr 2018 ausläuft. Da haben wir nach wie vor Bedarf, und deshalb sollte dieses Sonderprogramm unbedingt in den regulären Freiwilligendienst integriert werden. Es wäre prima, wenn die nächste Bundesregierung dies auf die Tagesordnung nehmen könnte.

Wie entwickelt sich die Spendenbereitschaft?

Hasselfeldt: Die Hilfsbereitschaft der Deutschen ist sehr gut. Im vergangenen Jahr unterstützten die Bürger die Arbeit des DRK mit Spenden in Höhe von 34 Millionen Euro. Für dieses Jahr zeichnet sich sogar eine leichte Steigerung ab. Dies ist umso bemerkenswerter, als wir in diesem Jahr kaum spektakuläre Naturkatastrophen hatten, die gewöhnlich besonders stark zu Spenden animieren. Dennoch ist das Geld für unsere Arbeit im In- und Ausland auch außerhalb solcher besonderen Lagen dringend notwendig, Es gibt zum Beispiel mehrere Konflikte wie in Syrien und Jemen, die jetzt schon lange andauern und für die wir dringend auf Spenden angewiesen sind.

Das Engagement für Flüchtlinge war anfangs groß. Ist es immer noch groß genug?

Hasselfeldt: Es engagieren sich immer noch viele Menschen in der Flüchtlingsarbeit. Doch die Umstände haben sich erheblich geändert. Es kommen ja nicht mehr so viele Flüchtlinge wie vor zwei Jahren nach Deutschland, als bei der Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung und Unterbringungsmöglichkeiten Großartiges geleistet wurde. Da waren die ehrenamtlichen Helfer Gold wert. Jetzt ist eine andere Art von Hilfe notwendig, es geht jetzt vor allem um Integration, Beratung oder die Unterstützung beim Gang zu Behörden.

Sehen Sie Konfliktpotenzial mit Ihrer CSU in Ihrer neuen Rolle beim DRK?

Hasselfeldt: Nein. Wenn es da unterschiedliche Auffassungen geben sollte, dann muss man miteinander reden. Man kann ja verschiedene Meinungen vertreten und trotzdem zu gemeinsamen Lösungen kommen. Wichtig ist immer: Was nützt den Menschen, und zwar allen. Man darf diejenigen, die hier sind, nicht überfordern, und man muss sich gleichzeitig um diejenigen kümmern, die zu uns kommen und auf Hilfe angewiesen sind.

Glaubt die DRK-Präsidentin, dass die Einigung von CDU und CSU auf eine gemeinsame Flüchtlingspolitik zu einer dauerhaften Befriedung führt?

Hasselfeldt: Es ist nicht meine Aufgabe, dies zu beurteilen. Als Rotes Kreuz stehen wir in der humanitären Verantwortung, Menschen allein nach dem Maß der Not zu helfen – und wir tun das sowohl in Deutschland als auch in vielen Krisengebieten der Welt.

Und wie läuft international die Zusammenarbeit zwischen Rotem Kreuz und Rotem Halbmond?

Hasselfeldt: Überaus positiv und reibungslos. In 190 Ländern weltweit engagieren sich täglich rund 17 Millionen Freiwillige und hauptamtliche Mitarbeiter nach den gleichen Prinzipien und Werten, um Menschen in größter Not beizustehen. Sie tun dies unter den beiden besonders geschützten Zeichen des Roten Kreuzes und Roten Halbmondes, die ja keine religiöse Aussage darstellen, sondern die Helfer bei ihrer humanitären Arbeit schützen sollen. Wie das DRK in Deutschland haben die Schwestergesellschaften des Roten Halbmondes zum Beispiel in Syrien oder in Bangladesch im ganzen Land ihre Helfer vor Ort. Ohne diese Helfer käme die Hilfe in vielen Fällen gar nicht an.

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